Ich finde keine Worte für meinen derzeitigen Gefühlsstatus. Man nenne ihn vielleicht flache Melancholie. Sie sticht nicht und zieht mich nicht bis zu sich heran. Doch sie ist dort. Als würde sie sich verstecken und denken, ich könne sie nicht sehen.
Aber ich kann sie sehen. Ihre erwartungsvollen Augen auf mir fühlen.
Sie flüstert: „Komm mit mir mit.“ Sie kennt mich. Sie mag mich. Sie hat mich vermisst.
Ich will sie nicht abweisen, aber sie funktioniert mit mir nicht mehr auf dieser Weise. Unsere Beziehung hat sich verändert. Ich will nicht mehr tief eintauchen. Will nicht mehr die Wasser über mir fühlen. Sie fällt mir nicht mehr leicht – nur noch selten in meinen Schoß.
Doch nun zieht es in meiner Brust. Der Knoten bildet sich in meiner Kehle. Zieht sich nicht zu. Macht nur auf sich aufmerksam. Lebt neben mit vor sich hin.
Und dann klappe ich den Laptop zu und die Augen richten sich auf mich. Suchend nach dem nächsten Impuls. Wartend auf meine Reaktion. Doch ich reagiere nicht. Ich weiß nicht wie.
Keine Panik, keine Angst – aber Melancholie.
Sie ist verwirrt um mein Verhalten – ich bin es auch. Sie will lachen oder weinen – ich will es auch. Aber ich kann nicht, ich kann nicht wissen wie ich mich fühle. Selbst mein Kopf ist still. Lässt dem Gefühl den Raum. Dem Gefühl das ich nicht benennen kann, mir dennoch so vertraut ist. Anders. Aber vertraut.
Der Impuls sagt mir, ich sei falsch. Er sagt, ich solle mich schämen. Er sagt, ich müsse mich entschuldigen und sowieso – „weißt du denn nicht, dass das anders geht?“.
Aber unvermischt mit Angst und Hitze sitze ich dem ganz ruhig entgegen. Denke über seine Worte nach. Schüttle den Kopf. „Nein so ist das nicht. Das ist komplizierter, verstehst du nicht?“
Und ich verstehe nicht. Seit wann mein Kopf meinem Gefühl den Vortritt lässt – sie scheinen sich wohl ausgesprochen zu haben. Wann ist das passiert? Ich weiß es nicht.
Antworten finde ich dadurch auch keine. Habe nur sehr viel Ruhe. Gewünschte Ruhe aber zugleich auch sehr viel Wunsch nach Sein. Und dem Wirbel und der Strömung und dem Rausch.
Und wache ich von diesem auf, setzt das Gefühl ohne seine verkopften Worte ein. Der Umgang ist leichter als zuvor, doch ich bin irritiert. Ich bin irritiert.
Blei zieht nach unten, so sehr und noch viel mehr nach unten. Auf einen Grund den man im Kopf nicht erleben kann. Dort schwebt man nicht. Dort atmet man.